Joseph Joachim
Jahrhundertgeiger und Botschafter Beethovens

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Und wenn man in späteren Zeiten von Beethovens Violinkonzert und Joachims Interpretationskunst reden wird, so wird eins vom andern nicht mehr zu trennen sein.

Andreas Moser über Joseph Joachim

Als international agierender Geiger und Gründungs­rektor der Königlichen Musik­hoch­schule in Berlin gehört Joseph Joachim (1831–1907) zu den prägendsten Musiker­persönlich­keiten des 19. Jahrhunderts. Brahms, Schumann, Bruch und Dvorák haben ihm Violinkonzerte gewidmet. Er entriss Bachs Soloviolinsonaten dem Vergessen und machte in unzähligen Konzerten Beethovens Werke für Violine bekannt, das Violin­konzert op. 61, aber auch die Romanzen und Violinsonaten. Das bis dahin als unspielbar geltende Violinkonzert seines Freundes Johannes Brahms brachte er zur Uraufführung.

Mit der Wahl Joseph Joachims zum Ehrenpräsidenten des neu­gegründeten Vereins ging das Beet­hoven-­Haus 1889 eine Verbindung ein, die kaum besser hätte sein können und die heute aktueller ist denn je.

Musikalische Anfänge

Joseph Joachim wird am 28. Juni 1831 in Kittsee (Köpcsény), unweit von Press­burg (Bratislava) als siebtes Kind einer ungarisch-österreichischen jüdischen Kaufmannsfamilie geboren. Der Großvater Isaak Figdor (*ca. 1768–1850) betreibt einen gutgehenden Wollhandel. Die Figdors sind nicht wohlhabend, zählen aber doch zu den begüterteren bürgerlichen Juden im bäuerlichen Umland. Josephs Vater Julius Joachim (ca. 1791–1865) aus Frauenkirchen (Boldog-Asszony) am Neusiedler-See heiratet Fanny Figdor (ca. 1791–1867) und steigt in den Wollhandel ein. Als Joseph, genannt »Pepi«, zwei Jahre alt ist, zieht die Familie nach Pest (ein Teil von Budapest). Der Großvater, der die Familie herüberholt, besitzt hier den Status eines akkommodierten und tolerierten Juden.

Familie Joachim – Jüdisches Leben in Pest

Pest zählt zwischen 1827 und 1838 rund 56.500 bzw. 64.350 Einwohner. Der Großteil ist katholisch. Der Anteil der jüdischen Bevölkerung beträgt ca. 5 Prozent. In Pest’s jüdischem Viertel Terézváros (Theresienstadt) leben, als die Familie Joachim dort ankommt, 224 jüdische Familien. Wie die übrigen einge­wan­der­ten Juden sind die Joachims, da Juden an sich an ihren Geburtsort gebunden sind, zunächst keine vollberechtigten Gemeindemitglieder, sondern nur geduldet. Trotz weiter beste­hendem Ehe­erlaubnis­gebot, Verbot von Landbesitz und dem bei Rechts­streitig­keiten diskriminierenden Judeneid erreichen die ungarischen Juden ab 1840 schrittweise Frei­zügig­keit und Gewerbefreiheit.

Als Unternehmer (»Productenhändler«) gehört Julius Joachim zum gehobenen Mittelstand und verkehrt in jüdischen, deutschen und ungarischen Kreisen. Dem wirtschaftlichen und sozialen Aufstieg nützlich ist, dass der Export von Wolle aus Ungarn, die es an Qualität mit der spanischen Konkurrenz durchaus aufnehmen kann, über Deutschland nach England führt und großenteils in der Hand von jüdischen Händlern liegt. Das schafft Ansehen, neue Beziehungen und Netzwerke.

Das Verhältnis zur Groß-Familie ist eng. Eltern und Verwandte unterstützen die musi­ka­lische Ausbildung von »Pepi«.  Er erhält den ersten Unterricht bei Stanisław Serwaczyński (1791–1859), Kapellmeister und Orchesterleiter an der Pester Oper. Mit acht Jahren debütiert Joseph Joachim 1839 im sogenannten Adelscasino in Pest. Das Konzert verschafft ihm als »Wunderkind« öffentliche Aufmerksamkeit.

Ausbildung in Wien und Leipzig

Joseph Joachim geht nach Wien zu Joseph Böhm (1795–1876), der noch mit Beethovens Freunden im Schuppanzigh-Quartett musiziert hat, und der nahe des Schwarzspanierhauses, Beethovens letzter Wohnung, lebt. Böhm macht ihn mit Beethovens Kammermusik bekannt. Mit den Brüdern Joseph und Georg Hell­mes­berger und Adolf Simon spielt Joseph Joachim in einem Knabenquartett. Das prägt ihn, wenn er später sein eigenes, das »Joachim-Quartett«, gründet.

»Sein wirklich wunderbares Violinspielertalent kann ich Dir nicht genug beschrei­ben, Du musst es selbst hören.«

Felix Mendelssohn Bartholdy über Joseph Joachim

Aber es zieht Joseph Joachim 1843, statt nach Paris, nach Leipzig an das neugegründete Konservatorium von Felix Mendelssohn Bartholdy. Sein Lehrer wird Ferdinand David, mit dem er viel musiziert und sich im Komponieren übt. Die Drei verbindet unter anderem die jüdische Herkunft.

David berichtet über seinen Schüler an Mendelssohn nach Berlin:

»Joachim hat eine sehr hübsche Cadenz in dem ersten Satz des Beethovenschen Violinconcertes componirt; er schreibt ein Rondo aus H-Moll, … es scheint ihm aber viel schwerer zu fallen als das Geigen­«.
Ferdinand David und die Familie Mendelssohn, aus den hinterlassenen Briefschaften zusammengestellt von Julius Eckardt, Leipzig 1888, S. 200f.

Und Mendelssohn wiederum schreibt kurz darauf an den Gesandtschaftssekretär Carl Klingemann in London:

»Durch diese Zeilen mache ich Dich mit einem Knaben bekannt, der mir seit der dreivierteljährigen Bekanntschaft, die ich mit ihm habe, so ans Herz gewachsen, den ich so wahrhaft lieb habe und hochschätze, wie ich es nur von wenigen Bekannten der letzten Zeit sagen kann. Es ist der dreizehn­jährige Joseph Joachim aus Ungarn. Sein wirklich wunderbares Violinspielertalent kann ich Dir nicht genug beschreiben, Du musst es selbst hören, […]. Aber dabei ist er zugleich ein trefflicher, kern­gesun­der, wohlerzogener, durchaus braver, kluger Junge, voll Verstand und voll rechter Ehrlichkeit.«
Empfehlungsschreiben Felix Mendelssohn Bartholdys, zitiert nach: Andreas Moser, Joseph Joachim. Ein Lebensbild, Berlin 1898, S. 50

Am 19. August 1843 tritt Joseph Joachim in Leipzig zum ersten Mal öffentlich auf. Auch Clara Schumann spielt an diesem Abend – eine Klaviersonate von Beethoven. Es ist der Beginn einer der bedeutendsten, einflussreichsten Künstlerfreundschaften in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Beethovens Violinkonzert

Felix Mendelssohn Bartholdy lädt den talentierten jungen Geiger nach England zu den Konzerten der renommierten Philharmonic Society ein. Anfang Mai schreibt Joachim an seinen Lehrer David in Leipzig:

»Verehrter Meister!
Sie haben mir erlaubt, Ihnen von hier aus, zu schreiben, und ich thue nichts mit mehr Vergnügen als dieses. Vor Allem danke ich Ihnen für Ihre Empfehlungsbriefe, die mir sehr nützlich waren [...]. Ich habe hier schon einige Mahle öffentlich gespielt, und werde am 27ten im 5ten philharmonischen Concerte spielen, welches viele Schwierigkeiten machte. Es wird mir nichts übrig bleiben (da Ernst im 2ten Concerte die Gesangscene spielte) als das Beethoven'sche Concert zum Vortrag zu wählen.«
Joseph Joachim aus London an Ferdinand David in Leipzig, Anfang Mai 1844

Am 27. Mai 1844 spielt Joseph Joachim im »Hanover Square« beim fünften Philhar­mo­nischen Konzert unter Mendelssohns Leitung das lange als schwer verständlich und schwer spielbar geltende Violinkonzert op. 61 von Beethoven. Dieser Auftritt bringt Joseph Joachim im Alter von knapp 13 Jahren den Durchbruch als anerkannter Geigen­virtuose. Beethovens Violinkonzert wird »sein« Stück, das er in der Folgezeit unzählige Male aufführt, und das ihn auch ins Rheinland und nach Bonn führt. 1853 debütiert er damit beim Niederrheinischen Musikfest in Düsseldorf unter Robert Schumann, 1857 in Bonn beim »Kongress der Aerzte und Naturforscher«, 1871 beim Beethoven-Fest in Bonn.

»Und wenn man in späteren Zeiten von Beethovens Violinkonzert und Joachims Interpretationskunst reden wird, so wird eins vom andern nicht mehr zu trennen sein.«
Andreas Moser über Joseph Joachim in »Ein Lebensbild«

 

Inzipit einer Kadenz zum Violinkonzert op. 61 von Beethoven. Albumblatt für eine unbekannte Person, 1904
Inzipit einer Kadenz zum Violinkonzert op. 61 von Beethoven. Albumblatt für eine unbekannte Person, 1904 / © Beethoven-Haus Bonn

Das Violinkonzert wird sogar der Ausgangspunkt für die lebenslange Verbindung zu dem zwei Jahre jüngeren Johannes Brahms (1833–1897). Noch Jahre später erinnert er sich:

»Immer und immer erinnert mich das Konzert an unsere erste Bekanntschaft, von der Du freilich nichts weißt. Du spieltest es in Hamburg, es muß viele Jahre her sein, ich war gewiß Dein begeis­tert­ster Zuhörer.«

Johannes Brahms an Joseph Joachim

Frei aber einsam

Seine Musikerkarriere führt Joseph Joachim über Konzertmeisterstellen in Leipzig (1847–1849) und Weimar (1850–1852), wo er Franz Liszt nahesteht und Bettina von Arnim kennenlernt, nach Hannover (1853–1867), wo er mit gerade einmal 22 Jahren die Stellung des »königlichen Konzertdirektors« einnimmt.

Joseph Joachim, Romanze in C-Dur, 1852, Originalaufnahme von 1903, Violine: Joseph Joachim, Pianist unbekannt

Hier lernt er Johannes Brahms kennen, es entwickelt sich eine enge Freundschaft, die 40 Jahre andauern soll. Joachim verhilft dem zwei Jahre jüngeren Komponisten zum Durchbruch, vermittelt ihm die Bekanntschaft Franz Liszts und empfiehlt ihm, zu seinen Freunden Robert und Clara Schumann nach Düsseldorf zu reisen.

Im Herbst 1853, als Joachim selbst nach Düsseldorf kommt, um dort Robert Schumanns Fantasie für Violine und Orchester op. 131 uraufzuführen, empfangen ihn Robert Schumann, Johannes Brahms und Albert Dieterich mit einer gemeinsam komponierten Sonate. Die Widmung lautet: »in Erwartung der Ankunft des verehrten und geliebten Freundes Joseph Joachim«. Benannt wird diese Freundschaftskomposition nach dem damaligen  Lebensmotto des (noch) überzeugten Junggesellen Joachim: Frei aber einsam, kurz f.a.e.

Als Joachim 1863 diesem Motto untreu wird und die Sängerin Amalie Schneeweiß (1839–1899) heiratet, schenkt Brahms dem Paar sein »Geistliches Wiegenlied« zur Hochzeit. Ihr erster Sohn wird Johannes genannt, Brahms ist sein Taufpate.

Joseph Joachim spielt Johannes Brahms, Ungarischer Tanz Nr. 1, Originalaufnahme von 1903 (Pianist unbekannt)

Während der schweren Zeit, als Robert Schumann nach einem Selbstmordversuch seine letzten Lebensjahre in einer Nervenheilanstalt in Endenich bei Bonn verbringt, stehen Johannes Brahms und Joseph Joachim Clara zur Seite.

»Seyen Sie nicht bös, lieber Joachim, daß ich Ihnen so viel von mir spreche, aber ich kann nun einmal Niemandem so mit vollem Vertrauen mein Herz öffnen, als Euch«.
Clara Schumann an Joseph Joachim, Berlin, 6. Oktober 1857

Häufig musizieren Clara Schumann und Joseph Joachim  zusammen – mehr als 200 Konzertzettel von gemeinsamen Auftritten hebt Clara in ihrer Programmsammlung auf. Als Dank für seine Unterstützung widmet sie ihm zuweilen Werkausgaben von Robert. Bei seinem ersten Auftreten als Ehrenpräsident des Beethoven-Hauses wird Joachim Clara Schumann und Johannes Brahms zu den ersten Ehrenmitgliedern des Vereins Beethoven-Haus ernennen.

Gründungsrektor in Berlin

1868 wird Joachim von König Wilhelm I. von Preußen zum Gründungsrektor der Königlich Akademischen Hochschule für ausübende Tonkunst berufen, der späteren Musikhochschule Berlin. Joachim  lässt sich mit seiner Familie in Berlin nieder. Seit 1863 ist er mit der Sängerin Amalie Schneeweiß (1839–1899) verheiratet. Sie gibt ihre Tätigkeit als Opernsängerin zugunsten der Familie auf, wird eine erfolgreiche Konzertsängerin und Gesangspädagogin. Joseph und Amalie Joachim treten oft gemeinsam auf, in Berlin, aber auch in Bonn: beim Beethoven-Fest 1871 und beim Schumannfest 1873. Das Ehepaar hat sechs Kinder, von denen zwei Töchter, Marie und Josepha, ebenfalls Sängerinnen werden. Notorische Eifersucht Josephs führt 1881 zur Scheidung.

Joachims Schule entstammt eine neue Geigergeneration, die sich abwendet von oberflächlicher Brillanz und Virtuosentum zu einem seriösen Interpretieren, dessen Ziel es ist, den Willen des Komponisten so treu wie möglich wiederzugeben. Als erster führte Joachim Bachs Solo-Violinwerke auf, die bis dahin als für den Konzertsaal ungeeignet galten und nur mit Klavierbegleitung gespielt wurden.

Johann Sebastian Bach, Partita BVW 1002, Bourée h-moll, gespielt von Joseph Joachim

Jüdische Identi­tät – Deutscher Musiker

Als Geiger sei er Deutscher, als Komponist Ungar – so sieht Joseph Joachim sich selbst. Die jüdische Herkunft ist für ihn die Ursache einer inneren Zerrissenheit und einer gewissen Schwermütigkeit, die ihn sein Leben lang begleiten. In der Zeit der inneren Aus­einander­setzung mit dem Judentum entstehen 1853/54 die Hebräischen Melodien op. 9 nach Gedichten des englischen Poeten Lord Byron. Gewidmet hat Joseph Joachim sie Johannes Brahms, dem er als sie einem der ersten vorstellt.

 

»Gerade seine Bedeutung als jüdischer Künstler und als jüdische Persönlichkeit sowie seine Rolle in der Präsentation von Musik ist einmalig gewesen.«

Daniel Hope über Joseph Joachim

Als Kapellmeister im Dienst des streng protestantischen Königs Georg V. in Hannover lässt Joseph Joachim sich am 3. Mai 1855 lutherisch taufen, der König und die Königin stehen Paten. Zwar besitzen Juden nach der Revolution 1848 in vielen Territorien mehr Rechte und Freiheiten, der Staatsdienst ist ihnen aber versagt. Beim Dienstantritt in Hannover wusste man angeblich nichts von Joachims jüdischer Herkunft. Um die Stelle zu behalten, geht er zum protestantischen Glauben über, setzt sich aber als Konzertdirektor für jüdische Kollegen im Orchester ein, denen die Entlassung droht.

Joseph Joachim, Hebräische Melodien, II Grave – Hartmut Rohde

Mit der Konversion entscheidet sich Joachim für die Assimilation, bleibt jedoch trotzdem nicht vom zunehmenden Antisemitismus des Kaiserreichs  verschont. Bei seinem Bruder Heinrich beklagt er sich:

»Hier sind die Juden = Geschichten, von denen du in den Zeitungen gewiß genug hörst, keine angenehme Zugabe. Niemand kann die Fehler unser[er] Stammesgenossen besser erkennen, als unser einer; aber bei der Art der Behandlung ihrer Schwächen rührt sich doch so etwas wie Zusammengehörigkeit im Leid.«
Joseph Joachim an Heinrich Joachim, Berlin, 17. November 1880 (Brahms-Institut der Musikhochschule Lübeck)

Ein Versuch religiöser Toleranz ist ein Konzert, das Joseph Joachim am 30. Dezember 1879 veranstaltet, unter anderem mit dem Violinkonzert a-Moll von J.S. Bach und der Fünften Symphonie von Beethoven – eine Art politisches Solidaritätskonzert  in der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße als Demonstration gegen die Antisemitenpetition des Historikers Heinrich von Treitschke – vor 4 000 Zuhörern, darunter der Kaiser und die Kaiserin. Die »Allgemeine Zeitung des Judenthums« bemerkt: »Durch die Anwesenheit des Kaisers, der Kaiserin und des gesamten Hofstaates sollte deutlich werden, daß die Kaiserliche Familie die Vorurtheile gegen die jüdische Bevölkerung nicht theile«.

Ehrenpräsident des Beethoven-Hauses

Im Februar 1889 gründen 12 Bonner Bürger einen Verein, um Beethovens Geburtshaus zu kaufen, zu restaurieren und zu einer Gedenkstätte für den Komponisten auszubauen. Joseph Joachim, der als einer der bedeutendsten Beethoven-Interpreten seiner Zeit gilt und in der Musikwelt bestens vernetzt ist, scheint ihnen die geeignete Persönlichkeit, um als Ehrenpräsident an der Spitze des Vereins ihr Unternehmen mitzutragen und zu fördern.

»Der Vorsitzende schlug vor, Prof. Dr. Joseph Joachim zu seinem am 1. März c.[urrentis] stattfindenden 50jährigen Künstlerjubiläum den Ehrenvorsitz anzutragen u. ihn zu ersuchen, dem Vereine den Namen zu geben.«
aus dem Protokollbuch des Beethoven-Hauses

 

Joachim bedankt sich für den ehrenvollen Auftrag, nimmt an und wählt den Namen »Beethovenhaus«. Eine seiner ersten »Amtshandlungen« wird die Mitwirkung bei der Ernennung von Ehrenmitgliedern, die den Verein in der Öffentlichkeit unterstützen sollen. Es ist beachtlich, wie viel Aufmerksamkeit und Sachverstand Joseph Joachim, der sich gerade auf Konzertreise in England befindet, diesen Personalien widmet. Schon bei der »Amtseinführung« nennt er Johannes Brahms, Clara Schumann und Hans von Bülow als Wunschkandidaten. Bald schickt ihm der Verein eine Liste mit 26 Namen, vor allem bekannte Musiker wie Carl Reinecke, Max Bruch oder Anton Rubinstein.

Joachim kommentiert die Vorschläge der Bonner Herren freundlich bestimmt und ergänzt sie mit einer Reihe renommierter Namen, vor allem aus der Musikwelt. So ist es ihm zu verdanken, dass im Aufruf vom 31. Mai 1889 eine Liste von Ehrenmitgliedern zustande gekommen ist, die dem Verein einen internationalen Anspruch verleiht und an prominenter Stelle, auf dem Titelblatt der Bonner und der Deutschen Reichszeitung, erscheint.

Auch auf anderen Wegen unterstützt er den Verein: Nach mehreren vergeblichen Versuchen gelingt es ihm, Beethovens Streichquartettinstrumente als Leihgabe für das Beethoven-Haus zu erhalten, so dass die beiden Violinen, Viola und Violoncello seither im Beethoven-Haus gezeigt werden können.

Die Kammer­musik­feste des Beethoven-Hauses

Eine der bedeutendsten, wenn nicht die bedeutendste Leistung Joseph Joachims als Ehrenpräsident des Beethoven-Hauses ist, dass er ein regelmäßiges Festival für Kammermusik, damals ein Novum unter den Musikfesten, in Bonn einführt, das die Provinzstadt Bonn zu einem Zentrum der Kammermusik erhebt. Joachim macht Beethovens reichen Schatz an kammermusikalischen Werken erst eigentlich bekannt.

Joseph Joachim, Alfredo Piattti und Carl Reinecke beim Kammermusikfest 1890
Joseph Joachim, Alfredo Piattti und Carl Reinecke beim Kammermusikfest 1890 / © Beethoven-Haus Bonn

»Das Hauptverdienst Joachim’s ist: eine neue Blüte der Kammermusik herbei­ge­führt zu haben, ein Verdienst reich an Ergebnissen und noch reicher an Hoffnungen.«

Hermann Kretzschmar über Joseph Joachim

Das Bonner Kammermusikfest ist ein gesellschaftliches Ereignis, das Musikliebhaber aus Nah und Fern bis in die höchsten Kreise der Wilhelminischen Gesellschaft nach Bonn zieht. Der Kronprinz, die Schwestern des Kaisers, Adel und Bürgerliche, Musikerinnen und Musiker, Kulturfreundinnen und -Freunde nehmen an den alle zwei Jahre in der Woche von Christi Himmelfahrt stattfindenden, aus fünf Konzerten bestehenden Musikfesten teil.

In teilweise nicht konfliktfreiem Ringen mit den Herren im Beethoven-Haus stellt Joachim jeweils ein attraktives Programm zusammen. Anfangs wird nur Beethoven gespielt, später erweitert er das Programm auf Haydn, Mozart und Schubert und vor allem Johannes Brahms. Mit den Jahren zunehmend, streut Joachim Werke der Renaissance und des Barock und zeitgenössischer Konmponisten ein. Dabei lässt er sich von den Grundsätzen leiten, nur exzellente Musikerinnen und Musiker zu engagieren und dem Nachwuchs eine Chance zu geben. Die Kammermusikfeste unter Joseph Joachim werden zu Highlights der Geschichte des Vereins Beethoven-Haus.

1893: Die Eröffnung des Beethoven-Hauses als Museum

Mit dem Kammermusikfest 1893 ist nach dreijähriger Restaurierungsarbeit die Eröffnung des Museums verbunden. Joseph Joachim inszeniert einen Festakt zur »Weihe des Hauses« (nach dem Titel einer Ouvertüre [op. 124] von Beethoven, komponiert zur Eröffnung des Theaters in der Josephstadt in Wien 1822). Der Dichter Ernst Wildenbruch schreibt einen Prolog, den ein Schauspieler vorträgt. Doch zuerst spielt das Joachim-Quartett – auf Beethovens Instrumenten – vor dem Geburtszimmer für geladene Gäste die berühmte Cavatine aus dem Streichquartett op. 130 von Beethoven.

»Ich bin der Meinung, daß die Cavatine für Quartett aus dem Op. 130 die einzig richtige Einleitung zum Prolog bildet«.
Joseph Joachim an Wilhelm Kuppe, Berlin 18. April 1893

Joseph Joachim an Wilhelm Kuppe, April 1893
Joseph Joachim an Wilhelm Kuppe, April 1893

1897: Beethoven und Brahms

Als am 3. April 1897 sein langjähriger Freund Johannes Brahms stirb, ändert Joseph Joachim den Plan eines gemischten Programms. Das Musikfest wird als »Gedächtnisfeier für Joahnnes Brahms« deklariert. Es werden ausschließlich Werke von Beethoven und Brahms aufgeführt.

Programmheft zum Kammermusikfest 1897, Titelblatt
Programmheft zum Kammermusikfest 1897, Titelblatt

1901: Freiheitskämpfer und Musikerinnen

1901 gelingt es, den polnischen Starpianisten und Freiheitskämpfers Ignaz Paderewski zu engagieren. Paderewskis Teilnahme ist lange Zeit unsicher, kommt aber dann doch zustande. Am 3. Januar telegrafiert Paderewski an Joseph Joachim:

»freue mich herzlichst mit ihnen endlich einmal zusammen zu kommen bitte sie hochverehrter lieber groszer meister meinen dank fuer ihre freundliche einladung und innigste glueckwuensche zum neujahre annehmen zu wollen = paderewski.«
Telegramm an Joseph Joachim

Paderewski spielt unter anderem Robert Schumanns Sonate fis-Moll op. 11, Beethovens Appassionata op. 57 und die Sonate op. 111 sowie eine Auswahl von Klavierwerken Chopins. Um das Quartett der vier Musikerinnen um Joachims Schülerin Marie Roeger-Soldat (Marie Soldat-Roeger, Else von Plank, Nathalie Bauer-Lechner und Lucy Campell) einzuladen, ist erst der Widerstand des Bonner Gremiums zu überwinden:

»Warum sich eigentlich die Bonner gegen die holde Weiblichkeit reserviren, begreife ich nicht ganz – namentlich in unserem Jahrhundert, welches den Frauen gern so viel Zugeständnisse macht. Ich würde den Contrast eines männlichen & weiblichen Quartetts sehr reizend finden, da es unbeschadet der edelsten Kunst geschehen kann. Die Roeger-Soldatschen Damen haben in England, Italien, Frankreich & Deutschland große Erfolge gehabt.«
Joseph Joachim an Carl Ebbinghaus, Berlin,
13. Oktober 1900

1903: Beethovens Streichquartette

Die Aufführung ausschließlich aller 16 Streichquartette Beethovens durch das Joachim-Quartett  ist 1903 eine Pioniertat im internationalen Kammermusikbetrieb. Trotz mancherlei Bedenken wegen der Exklusivität des Programms und der Leistungsfähigkeit des inzwischen 72-jährigen Künstlers wird das Musikfest ein voller Erfolg.

»Als der greise Meister, seine Stradivari unter dem Arm, vom Künstlerzimmer der Beethovenhalle in den Saal trat, fiel es zunächst zwar auf, daß sein Haar noch lichter und seine Haltung weniger straff war, als sonst. Aber am Pulte war er wieder der Alte. Er spielte mit unendlicher Hingabe und lebte sich förmlich in seinen Beethoven hinein. Den rauschenden Beifall der dankbaren Menge nahm er freundlich lächelnd entgegen. Er begrüßte auch diesen und jenen und plauderte mit alten Bekannten in angeregtester Weise.«

Am Schluss des Konzerts vergisst auch das hochadlige Publikum jegliche Contenance und

»verfiel in einen wahren Begeisterungstaumel. Man klatschte die Künstler zunächst mehrfach hervor, rief sie dann ununterbrochen beim Namen und begann zum Schluß ihre Namen sogar laut zu singen, sodaß die Halle in ihren Grundfesten erdröhnte.«
Bonner Zeitung vom 19. Mai 1903

Das Joachim-Quartett (Joseph Joachim, Carl Halir, Emanuel Wirth und Robert Hausmann), Bildpostkarte mit Unterschriften, 30.Mai 1905
Das Joachim-Quartett (Joseph Joachim, Carl Halir, Emanuel Wirth und Robert Hausmann), Bildpostkarte mit Unterschriften, 30.Mai 1905 / © Beethoven-Haus Bonn

1907: Der Abschied

1907 hält der von Krankheit geschwächte Joseph Joachim sein achtes Kammermusikfest in Bonn ab. Es sollte sein letztes sein.

»Ich habe mir wirklich redlich Mühe gegeben und wenn einer Ihrer und der andern Herren Wünsche unerfüllt bleibt, so bitte ich daran zu denken, daß es wohl, allem Ermessen nach, das letzte Mal sein dürfte, daß Ihr Ehrenpräsident die Ehre hat Programme aufzustellen.«
Joseph Joachim an Friedrich Knickenberg, Wien, 16. März 1907

Das »letzte« Konzert des Joachim-Quartetts in der Beethoven-Halle, 1907
Das »letzte« Konzert des Joachim-Quartetts in der Beethoven-Halle, 1907 / © Beethoven-Haus Bonn

Tod und Gedenken

Joseph Joachim stirbt am 15. August 1907 nach einer Lungenentzündung, von der er sich nicht mehr erholt. Die Gedenkrede bei der Trauerfeier am 3. November 1907 in Berlin hält der Komponist und Kapellmeister Max Bruch, bei der Gedenkfeier in Bonn am 19. November spricht der Nachfolger Joseph Joachims an der Hochschule Hermann Kretzschmar.

Joseph und Amalie Joachim erhalten eine gemeinsame Grabstätte auf dem Friedhof der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin-Charlottenburg.

Grabstätte Amalie und Joseph Joachim auf dem Kaiser Wilhelm Gedächtniskirchen Friedhof Fürstenbrunner Weg – Gemeinde Charlottenburg)
Grabstätte Amalie und Joseph Joachim auf dem Kaiser Wilhelm Gedächtniskirchen Friedhof Fürstenbrunner Weg – Gemeinde Charlottenburg) / © Verein für die Geschichte Berlins e.V., Foto Rudi Mücke

In seinem fast 70-jährigen Künstlerleben erhält er zahlreiche Ehrenmitgliedschaften und Auszeichnungen. In Bonn wird er durch einen Straßennamen (Joachimstraße in der Gronau) und die Ehrenbürgerschaft geehrt. In zwei Generationen von Geigenschülern lebt er fort. Das Beethoven-Haus in Bonn setzt ihm mit einer von Otto Lessing geschaffenen Büste, die im Beethoven-Haus aufgestellt wird, ein bleibendes Gedächtnis.

Die Büste Joseph Joachims im Talar der Königlichen Akademie
Die Büste Joseph Joachims im Talar der Königlichen Akademie / © Beethoven-Haus Bonn

Geehrt und geächtet

Zum 100. Geburtstag 1931 ehrt das Beethoven-Haus, zusammen mit der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität und der Stadt Bonn in einer Gedenkfeier den Ehrenpräsidenten und Ehrenbürger Joseph Joachim.

Die Anregung für eine Gedenkfeier zum 100. Geburtstag Joseph Joachims kommt von Karl Klingler (1879-1971), seinem »Lieblingsschüler« und 1. Geiger im Klingler-Quartett, das in den Bonner Kammermusikfesten der Weimarer Republik die Rolle des Joachim-Quartetts übernimmt. Beethoven-Haus und Bonner Universität greifen die Idee auf, die Stadt, die Joachim 1906 zu ihrem Ehrenbürger ernannt hat, wird dazu gebeten.

Vor dem offiziellen Festakt in der Aula der Universität findet eine intime Vorfeier im Beethoven-Haus statt, »das Joachim vom ersten Augenblick der Entstehung des Gedankens ‚B[eethoven]-H[aus]‛ besonders ans Herz gewachsen war« – so der Vorsitzende Friedrich Knickenberg (1863–1932) in seiner Ansprache. Das Klingler-Quartett spielt einen Satz aus Beethovens Streichquartett op. 18 Nr. 5, danach begibt man sich zur Joachim-Büste, um dem Ehrenpräsidenten die Reverenz zu erweisen.

Die Gedenkrede hält der Ordinarius der Musikwissenschaft, Professor Ludwig Schiedermair (1876–1957), der auch stellvertretender Vorsitzender des Vereins Beethoven-Haus und Gründungsdirektor des Beethoven-Archivs, der Forschungsstelle am Beethoven-Haus, ist. Er kommt 1913 nach Bonn, hat Joseph Joachim also nicht mehr persönlich hier erlebt.

»Und wenn wir uns heute nach Joachims Bedeutung für die Gegenwart fragen, so werden wir unter freudigem Erkennen inne, daß die Ausstrahlungen seiner Kunst, seiner Persönlichkeit und seines Lebenswerkes noch mit unverminderter Kraft unter uns lebendig sind.«
Bericht über die Ansprache von Ludwig Schiedermair beim Festakt zum 100. Geburtstag Joseph Joachims in Bonn, General-Anzeiger, Nr. 14043 vom 8. Juni 1931, S. 3

Auch die Gedenkrede in der Universität umrahmt das Klingler-Quartett mit Beethoven-Streichquartetten musikalisch. Dabei spielt Karl Klingler auf Joachims Geige, die er geerbt hat – eine besondere Art von Präsenz des Jubilars.

Klingler Quartett, Beethoven, Op. 18 No. 5 (Historische Aufnahme, 1911)

Unter dem Zeichen des Nationalsozialismus

Mit dem Machtwechsel 1933 und der neuen »Führung« des Beethoven-Hauses ändert sich das Verhältnis zu Joseph Joachim. Ist die jüdische Herkunft des Geigers und Ehrenpräsidenten bisher nicht thematisiert worden, so tritt sie jetzt in den Vordergrund.

Ludwig Schiedermair, jetzt Vorstandsvorsitzender, bekennt sich zum Nationalsozialismus und nimmt das Beethoven-Haus mit. Er führt im Verein Führerprinzip und Arierparagraph ein. Er schlägt einen systemfreundlichen Kurs ein, um für das Beethoven-Haus im Kulturbetrieb des »Dritten Reichs« Gleichstellung mit dem Mozarteum in Salzburg und der Wagner-Gedenkstätte in Bayreuth zu erreichen. Durch vorauseilende antisemitische und rassistische Maßnahmen dient er sich dem Regime an.

 

Der aus jüdischer Familie stammende Ehrenpräsident und Interpret des »deutschen« Komponisten Beethoven passt nicht mehr in das Beethoven-Haus als einer Kultstätte im nationalsozialistischen Deutschland.

Als im Juli 1933 nationalsozialistische Besucher Anstoß an der Büste Joseph Joachims nehmen, reagiert Schiedermair sofort, um das Erinnerungsstück an Joseph Joachim zu entfernen. Wilhelm Furtwängler (1886–1954) als stellvertretender Vorsitzender der Reichsmusikkammer wird um Rat in der Angelegenheit gebeten. Er spricht sich – mit Verweis auf die Bedeutung des herausragenden Musikers – entschieden gegen eine Entfernung der Büste aus: 

»Man mag zu der Rolle, die das Judentum in der heutigen Musik spielt, stehen, wie man will. … Die Büste von Joachim zu entfernen, der eine ganze Generation deutscher Geiger ausgebildet hat, der der intime Freund von Brahms war, der den Stil für die Darstellung der klassischen deutschen Musik in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts festgelegt hat, der als Direktor der Hochschule sogar die uneingeschränkte Anerkennung des sich sonst im entgegengesetzten Lager befindlichen Richard Wagner erhielt, halte ich für nicht gerechtfertigt.«
Wilhelm Furtwängler an Hermann Abendroth, der als Vorstandsmitglied mit der Korrespondenz dazu beauftragt ist, 22. Juli 1933

Doch Schiedermair gibt sich damit nicht zufrieden. Er sucht Unterstützung auf hoher ministerieller Ebene und erhält die erhoffte Bestätigung,

»…daß es angesagt ist, die Marmorbüste Joachims von Professor Otto Lessing aus dem Beethovenhaus zu entfernen.«
Der Reichs- und Preußische Minister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung, 2. April 1935

Antwortschreiben des Reichs- und Preußischen Ministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung, 2. April 1935
Antwortschreiben des Reichs- und Preußischen Ministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung, 2. April 1935 / © Beethoven-Haus Bonn

Immerhin bleibt Joseph Joachim im Beethoven-Haus vom Schicksal eines Bildersturms verschont, der seinem Denkmal in der Berliner Musikhochschule widerfährt, als es 1938 abgebrochen wird. Aber bei keinem der Kammermusikfeste, die im »Dritten Reich« mit der gleichen Intensität begangen werden wie vorher, in keiner der Verlautbarungen zum 50-jährigen Jubiläum des Vereins Beethoven-Haus, das 1939 mit großem Aufwand gefeiert wird, wird Joseph Joachim mit nur einer Silbe erwähnt.

Daniel Hope – Präsident des Beethoven-Hauses

Im Jahr 2020 wird der Geiger Daniel Hope Präsident des Beethoven-Hauses. Wie Joseph Joachim aus einer jüdischen Familie stammend, ein international anerkannter Kammermusiker und gesellschaftlich engagiert, weiß er sich seinem Vorgänger besonders verbunden.

»Joseph Joachim war einer der Hauptgründe, weshalb ich mich überhaupt als Präsident zur Wahl gestellt habe. In seine Fußstapfen treten zu dürfen ist eine große Ehre und Herausforderung, bietet aber gleichzeitig die Chance, an ihn zu erinnern und seine Beethovenverehrung für die Welt wieder nachvollziehbar zu machen.«
Daniel Hope im Interview

Daniel Hope, Präsident des Beethoven-Hauses
Daniel Hope, Präsident des Beethoven-Hauses / © Beethoven-Haus Bonn, Foto Nicolas Zonvi

Unter die Ausrichtung des Beethoven-Hauses fällt auch das Eintreten gegen Antisemitismus und Judenhass:

»In einer Zeit, in der Rassismus und Diskriminierung leider nicht verschwunden, sondern wieder eher auf dem Vormarsch sind, sehe ich die Botschaft des Beethoven-Hauses als eine klare Identifizierung mit den Idealen Ludwig van Beethovens: „Alle Menschen werden Brüder“. Wir sollten für diese Ideale mit und durch Musik unermüdlich kämpfen.«

Daniel Hope im Interview

2021, im 190. Jahr seiner Geburt, widmet sich die Beethoven-Woche BTHVN, die Nachfolgerin der Kammermusikfeste, dem Ehrenpräsidenten und Botschafter Beethovens, Joseph Joachim. Unter der Leitung des Präsidenten Daniel Hope sind drei Konzerte geplant, die Programme von Konzerten aus Kammermusikfesten Joseph Joachims 1890, 1897 und 1899 wiederaufführen. Das Beethoven-Haus wird zum Jubiläumsjahr »1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland« auch ein vom AsKI e.V. gefördertes Buch über Joseph Joachim mit Schwerpunkt auf den Quellen des Beethoven-Hauses herausbringen.

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Über das Porträt

Ein »Erinnerungsstück« vom
Beethoven-Haus Bonn
https://www.beethoven.de/

Autorin: Dr. Maria Rößner-Richarz, Archivarin des Beethoven-Hauses Bonn

Redaktionelle Bearbeitung und Gestaltung: Dr. Jessica Popp, AsKI e.V.

Techn. Bearbeitung von Bild-, Audio- und Videodateien: Franz Fechner, AsKI e.V.

Quellenangaben

 

Das Beethoven-Haus Bonn gründet auf dem Geburtshaus Ludwig van Beethovens in Bonn, das 1889 von 12 Bonner Bürgern erworben wurde, um es zu einem Gedächtnisort und einer Sammelstelle für Beethoven zu machen.

Das Beethoven-Haus ist heute eine Kulturinstitution von internationalem Rang, bestehend aus einem Gebäudeensemble in der Bonngasse um das Geburtshaus Ludwig van Beethovens als Museum zu Beethoven und der Beethovenzeit. Es beherbergt die größte bekannte Sammlung von Beethoven-Handschriften, Originalausgaben und bildlichen Darstellungen Beethovens. Die wissenschaftliche Arbeit geschieht im Beethoven-Archiv als Forschungszentrum mit der weltweit größten Fachbibliothek zu Beethoven. Das Beethoven-Haus besitzt einen eigenen Konzertsaal für ein anspruchsvolles Kammermusikprogramm.

Im Zentrum steht das Museum mit jährlich 100.000 Besucherinnen und Besuchern aus aller Welt.  2019 wurde es, unter anderem um eine »Schatzkammer« für die wechselnde Präsentationvon Autographen, erweitert und konzeptionell umgestaltet.

Die Bestände der Sammlung von Beethoven-Handschriften, darunter viele Autographe, Skizzenblätter und Briefe, Originalausgaben von Beethovens Kompositionen sowie eine große Anzahl Original-Bildnisse und Reliquien sind online recherchierbar und großenteils digitalisiert.

1927 wurde mit dem »Beethoven-Archiv« eine eigene Forschungsstelle eingerichtet, die sich zu einem der führenden Orte der internationalen Beethoven-Forschung entwickelt hat. Das Beethoven-Archiv gibt die Werke Beethovens in einer modernen kritischen Gesamtausgabe heraus, es initiiert und leitet Forschungsprojekte zu Beethoven, veranstaltet wissenschaftliche Symposien und unterstützt Gastwissenschaftler.

Die Forschungen zu Beethovens Leben und Werk werden im »Verlag Beethoven-Haus« veröffentlicht.

Auf den Ehrenpräsidenten Joseph Joachim geht das Beethoven-Haus als ein Zentrum für Kammermusik zurück, das sich heute mit einem jährlichen Konzertprogramm, Meisterkursen, Mentoring für Nachwuchskomponistinnen und -komponisten und Familienprogrammen präsentiert.

Ebenso finden Museums- und Musikpädagogik im und vom Beethoven-Haus aus Raum.